Rat Krespel

Rat Krespel



Fotos: Pauline Branke & Julian Jungel


Eine Oper für Gehörlose - das ist klingt praktisch unmöglich. Denn wie sollte Musik für Gehörlose erfahrbar werden? Was das Ohr nicht (mehr) erfasste, konnten in "Rat Krespel" Auge und Tastsinn ausgleichen. Das Ziel dieses Projektes war es, die Musik durch Projektionen im Raum zu visualisieren und dazu durch Bodenvibrationen taktil erfahrbar zu machen. Aus dem ursprünglichen Zusammenspiel eines Orchesters entstand ein Lichtmosaik aus Bildern, Farben und Formen im Raum.


Zusammen mit dem Spiel der Performer*innen entstandt eine Aufführung, die ganz ohne Sprache und Musik auskam. Rhythmus, Dynamik und Spannung trugen allein die Bilder der Projektionen und Spieler*innen, als auch die Vibrationen und Bässe.

Der Klang von Antoniens Stimme war ganz eigentümlich und seltsam, oft dem Hauch der Äolsharfe gleich, oft dem Schmettern der Nachtigall gleichend. Die Töne schienen nicht Raum haben zu können in der menschlichen Brust.



(E.T.A. Hoffmann: „Rat Krespel“)

Ein düsteres Haus, ein Mann, der dem Wahnsinn verfällt, eine junge Frau im goldenen Käfig und eine Musik, die alle Sphären übersteigt. Hoffmanns „Rat Krespel“ gehört zu einer der rätselhaftesten Erzählungen der Schauerromantik.


Hörende und gehörlose Akteur*innen suchten in der ersten Gehörlosen-Oper (ähnlich wie der namensgebende Rat) nach Musik, die keinen Hörsinn länger erfordert. Gemeinsam mit Sound- und Motiondesign sowie Szenographie und interaktiven, haptischen Objekten entstand eine Komposition für Seh- und Tastsinn.


Somit war "Rat Krespel" wenngleich lautlos doch ein sinnliches Erlebnis für Gehörlose wie für Hörende.

Besetzung:




Künstlerische Leitung:

Jeffrey Döring

Motion-Design/ Konzeption:

Pauline Branke

Projektionen/ Ausstellungsdesign:

Julian Jungel

Sounddesign:

Jan Roth

Kostüm- und Bühnenbild:

Lydia Huller

Schauspiel:

Jesscia Jaksa, Louis von Klipstein, Tobias Loth

Gebärdendolmetscherin:

Rita Wagner

Produktionsleitung:

Tobias Groneberg, Ramona Wartelsteiner,


Franziska Weber

Premiere: 30.09.2016, Kulturinsel Stuttgart

Pressestimmen:

"Was als vermeintliche Einschränkung erscheint, nutzt das Team als Inspiration. Der Verzicht auf Sprache und Musik ist kein Verlust: Das Stück ist zwar lautlos, aber keinesfalls stumm."

LIFT, Oktober 2016,

Laura Walter

"Die Schlussszene fesselt: Antonie singt sich die Seele aus dem Leib, tonlos wohlgemerkt, ausgesprochen stark in Gestik und Mimik, untermalt durch elektronische Bässe, die den Raum zum Schwingen bringen, bis sie daran zerbricht. Der Atem stockt beim Zuschauen, so mitreißend ist das Zusammenspiel aus Beat und Spiel."

TheaterNetz, 11.10.2016,

Leah Wewoda

Förderer:

"Bumm! Die Basstöne sind laut, vibrieren. Sie sind nicht nur zu hören, sondern auch zu fühlen - und genau das ist gewollt. Denn dieses ist kein normales Theaterstück, es ist eine Gehörlosenoper."

Stuttgarter Zeitung, 29.09.16,

Viola Volland

"[U]nd das Unvermeidliche passiert. Antonia singt und singt - am Ende ganz allein und immer noch stumm, aber eindrücklich untermalt von sich rhythmisch verzerrenden Projektionen an den Wänden, gleißendem Licht, dröhnenden Bässen und vibrierenden Klängen, die einem mit steigender Intensität fast wehtun in der Brust und auf den Ohren. Schließlich fällt sie tot um. Stille. Und dann klatschen wir alle lautlos, [...] indem wir schüttelnd unsere Hände in die Luft strecken."

S1 Magazin, 15.10.2016,

Thekla Dörler